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Experimente mit Digitalkamera und Kreisel

24.1.2024

Bestimmt haben auch Sie eine Digitalkamera oder ein Smart­phone. Damit können Sie nicht nur schöne Bilder und Videos aufnehmen, sondern auch Dinge sicht­bar machen, die man mit dem Auge nicht sieht.

Kommen Sie hinter eines der span­nendsten Geheim­nisse der Physik: weshalb kippt eine rotie­render Kreisel nicht um? Er steht magisch auf seiner Spitze und vollführt eine Präzes­sion: er taumelt langsam und stetig um die Verti­kale. Wir unter­suchen das an einem selbst­gemachten Tisch­kreisel. Aber auch ein käuf­licher Kinder­kreisel läßt sich "strobo­skopisch" aufrüsten.

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Der Blick durch die Kamera

Der rotie­rende Kreisel vor der lau­fenden Kamera. Die sonder­baren Muster auf dem Kreisel stehen im Kamera­bild ab und zu still. Dann weiß man, wie schnell der Kreisel gerade rotiert. Meine Kamera hat eine Bild­rate von 25 Frames pro Sekunde.
Auch die Präzes­sions­frequenz läßt sich bei dieser Gelegen­heit messen. Man zählt im Video einfach die Taumel­perioden und schaut auf die verstri­chene timeline. Aus Dreh­frequenz und Präzes­sions­frequenz kann man sich ein Bild von dem schein­baren Mysterium des tan­zenden Kreisels machen.

Meine Tischkreisel

Aus runden Metall­stäben und Stahl­scheiben habe ich mir an einer Drehbank mehrere Tisch­kreisel angefer­tigt. Es sind ja nur zwei Teile, die ineinan­derge­steckt werden. Zum Anwerfen nimmt man die Achse eines solchen Kreisel zwischen die Handf­lächen und zieht sie mit Schwung gegen­einander ab. Am längsten läuft ein Kreisel auf einer harten, glatten Unter­lage, zum Beispiel auf Boden­fliessen. Den ganz kleinen Kreisel kann man mit zwei Fingern anwerfen.

Videoaufnahmen vom präzedierenden Kreisel


Das Video: Der Kreisel in Aktion - einfach anklicken!


... und ein weiteres Video.

Ein Tipp: die Aufnahmen habe ich bei Tages­licht gemacht. Kunst­licht flim­mert oft mit 50 oder 100 Hz, was den Strobo­skop­effekt über­lagert.

Zum E-Report


Zum ausführlichen Bericht des Kreisel-Experiments

In den E-Reports finden Sie weitere Einzel­heiten und Tipps zum Tisch­kreisel, meine Versuchs­ergeb­nisse und die physi­kalische Erklä­rung der Kreisel­präzes­sion. Und eine ganze Reihe weiterer Versuchs­berichte...

Die Stroboskopscheibe

... besteht aus mehre­ren ineinan­derlie­genden Kreis­ringen, die jeweils abwech­selnd in helle und dunkle Sektoren unter­teilt sind. Der innere Ring hat zwei, der äußere acht helle und dunkle Sek­toren. Diese Scheibe können Sie ausge­drucken und auf den Kreisel kleben.
Die Dreh­frequenz ergibt sich aus der Bildrate des Videos und der Anzahl der dunklen Sektoren der Strobo­scheibe, die im Video gerade still zu stehen scheinen. Die Dreh­zahl des Kreisels (in Umdre­hungen pro Sekunde) ist die Bild­rate geteilt durch die Anzahl der schwarzen Sektoren.
Beispiel: steht der Kreisring mit vier Sektoren still, dann ist die Drehfrequenz bei 25 fps gleich 25 : 4 = 6,25 Umdrehungen pro Sekunde. Also 375 Umdre­hungen pro Minute.

Die optimale Kreiselspitze

Der Tisch­kreisels sollte unten keines­falls "spitz" sein, sondern rund und voll­kommen zentrisch auslaufen. Eine scharfe Spitze bohrt sich nämlich in die Unter­lage ein, gerade bei einem schweren Kreisel (der große Kreisel oben wiegt 660 g)! Auf einer verrun­deten Spitze kann der Kreisel dagegen auf der Unter­lage leicht abrollen. Das verur­sacht weniger Reibung. Der Kreisel läuft dann um so länger. Ich habe die Kreisel­achse dazu in eine Drehbank einge­spannt und mit Dreh­meisel und Stahl­feile in die Form ein Halbkugel gebracht. Darauf wird im E-Report (s.o.) ganz genau eingegangen.

Der Stroboskopeffekt im Allgemeinen

Wie reagiert die Kamera auf den Stroboskop-Effekt im Allgemeinen? Um das zu testen, eignet sich zum Beispiel dieser selbstgebaute Frequenzgenerator. Er kann präzise Wechselspannungen in genau jenem Frequenzbereich erzeugen, die den typischen Bildraten von Videokameras und Smartphones entspricht. Über eine Treiberschaltung steuert er eine Leuchtdiode an. Richten Sie die Kamera auf die LED und betätigen Sie die Aufnahmetaste. Jetzt variieren Sie die Frequenz. Wenn Frequenz und Bildrate gleich sind, dann scheint die LED ständig entweder an oder aus zu sein. So können sie die Bildrate Ihrer Kamera ganz genau messen!

Die Schaltung des Ministroboskops

Mein Schaltplan für das Mini-Stroboskop. Es besteht aus einen gewöhnlichen Transistor (BC 107, BC 547 o.ä.), zwei Widerständen von 1 und 4,7 kΩ. Dazu eine Batterie oder ein Netzgerät für ungefähr 9 Volt sowie eine weiße LED. Steckbrett-Aufbau genügt. Ich verwende mein Stecksystem aus dem Röhrenbaukasten. Stellen Sie den Frequenzgenerator auf "Rechteck" und regeln Sie die Ausgangsspannung so ein, dass die LED hell blinkt.

Zurück zum Anfang Hans Martin Sauer, 2024